17.11.2010

Zahnunfälle: Auf schnelle Rettung kommt es an!

Etwa 30 Prozent der acht- bis zwölfjährigen Kinder erleiden durch Unfälle Schäden an den bleibenden Zähnen, so die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Trauma-Experten sehen eine steigende Tendenz bei Zahnunfällen und beschäftigten sich daher auf dem Deutschen Zahnärztetag am 12. und 13. November in Frankfurt intensiv mit Tipps und Informationen zur Rettung verletzter Zähne.

Zahnverletzungen im Kindesalter kommen meist durch Sturzunfälle zustande. Kinder fallen häufiger auf das Gesicht als Erwachsene, weil ihr Kopf im Verhältnis zum Körper größer und schwerer ist. Sie können sich zudem mit den Armen oft nicht schnell genug abfangen und stoßen leichter mit anderen Kindern oder mit Gegenständen zusammen. Um Zahnverletzungen vorzubeugen, ist die Verhütung von Sturzunfällen ein wichtiger Schritt. „Dazu tragen die Schaffung einer kindersicheren Umgebung und die gezielte Förderung von Bewegungs- und Risikokompetenz bei Kindern wesentlich bei“, so Dr. Stefanie Märzheuser, Präsidentin der BAG Mehr Sicherheit für Kinder, “aber erwachsene Bezugspersonen von Kindern sollten unbedingt wissen, was im Falle eines Zahnunfalls zu tun ist“.

Ausgeschlagene Zähne können nämlich grundsätzlich mit guten Aussichten auf Einheilung und Erhalt wieder in den Kiefer zurückgepflanzt werden. „Leider ist diese Tatsache in der Bevölkerung wenig bekannt“, erklärt Dr. Yango Pohl vom Zentrum für Zahn-, Mund und Kieferheilkunde der Universität Bonn und Organisator der Traumatologie-Tagung. „Nur das sofortige Retten ausgeschlagener Zähne und Zahnbruchstücke in einem zellverträglichen Lagerungsmedium ermöglicht der Wurzelhaut das Überleben über ausreichend lange Zeiträume. Deshalb arbeiten wir daran, dass alle Schulen, Bäder und Sportstätten mit einer Zahnrettungsbox ausgestattet werden“.

Für den Transport zum Zahnarzt ist eine Zahnrettungsbox optimal: Hierin aufbewahrt, kann der Zahn bis zu 48 Stunden nach dem Unfall wieder eingesetzt werden. Wesentlich für die Rettung ist, dass er nicht länger als fünf bis zehn Minuten, bei kühler, feuchter Witterung vielleicht 20 bis 30 Minuten trocken ist. Ist keine Zahnrettungsbox greifbar, ist es am besten, den Zahn zunächst in H-Milch zu lagern. Anschließend sollte der Zahn so schnell wie möglich in eine Zahnrettungsbox umgelagert werden. Auf keinen Fall sollte man versuchen, selbst an dem ausgeschlagenen Zahn zu manipulieren, zum Beispiel ihn zu reinigen.

Dass sich die Ausstattung von Schulen und Sportstätten mit Zahnrettungsboxen bewährt hat, steht für Pohl fest. Auf der Frankfurter Tagung präsentierte er gemeinsam mit Kollegen die Ergebnisse einer Fragebogenaktion, mit der die flächendeckende Ausstattung der Schulen in Hessen begleitet wurde: „Innerhalb von zehn Minuten nach einem Unfall auf dem Schulgelände wurden rund drei Viertel, innerhalb von 20 Minuten deutlich mehr als 90 Prozent der Zähne oder Fragmente in eine Zahnrettungsbox aufgenommen.“

„Die Ausstattung mit Zahnrettungsboxen ist sinnvoll und eine wichtige präventive Maßnahme“, bestätigt auch der alternierende Vorsitzende der DAJ Dr. Dietmar Oesterreich. Die BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V. engagiert sich gemeinsam mit der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege e.V. für die Prävention und sachgerechte Erstversorgung von Zahnunfällen.

Verantwortliche in Einrichtungen und Eltern, die auch für ihre Hausapotheke an einer Zahnrettungsbox interessiert sind, erhalten bei ihrem Zahnarzt, in der Apotheke oder im Internet unter http://www.zahnunfall.de/ und www.knieper-pm.de/ weitere Informationen.