Vergiftungsunfällen vorbeugen

Ca. 19.000 Kinderunfälle pro Jahr ereignen sich im Zusammenhang mit einer Vergiftung. Häufig gehen solche Vergiftungsunfälle im Kindesalter auf die Einnahme von Haushaltsmitteln, Medikamenten, giftigen Pflanzen, Tabak und Lampenölen zurück, die die Kleinen auf ihren Erkundungstouren im häuslichen Umfeld finden.
Durch gezielte Maßnahmen kann die Zahl der Vergiftungsunfälle bei Kindern deutlich reduziert werden.
Eltern können aktiv dazu beitragen durch die:
- Kenntnis typischer Situationen, die zu Giftunfällen führen (z. B. Umfüllen von Reinigungsmitteln in Behälter, die für Lebensmittel bestimmt sind, wie etwa Getränkeflaschen)
- Wissen über die Hauptgefahren je nach Alter des Kindes
- Kenntnisse über die Beschaffenheiten von Haushaltsmitteln, Medikamenten und Pflanzen: Was ist besonders gefährlich, was weniger
- Umsetzung der angebotenen Tipps in dieser Rubrik
Detaillierte Informationen zur Verwechslungsgefahr bei umgefüllten Produkten sind unter http://www.forum-waschen.de zu finden.
Unsere Empfehlung: Sehr ausführliche Informationen finden Sie in der Broschüre "Risiko Vergiftungsunfälle bei Kindern" (PDF)
Die häufigsten Vergiftungsunfälle im Kindesalter geschehen durch die Einnahme von Haushaltsprodukten, hier rangieren an erster Stelle Reinigungsmittel für den Hausputz und Erzeugnisse zur Körperpflege. Darauf folgen in der Einnahmehäufigkeit Substanzen aus den Bereichen Medikamente und Pflanzen.
Zum Schutz Ihres Kindes ist es notwendig, die Gefährlichkeit eines Haushaltproduktes oder einer Chemikalie zu kennen!
Grundsätzliche Tipps
- Schon beim Kauf überlegen, ob es anstatt der giftigen Haushaltschemikalie gesundheitlich unbedenklichere Alternativen gibt, z.B. Saugglocke anstatt chemischer Abflussreiniger
- Produkte mit Warnsymbolen, die auf eine Gesundheitsgefährdung hinweisen, beim Kauf besonders kritisch prüfen und vor Kindern sicher lagern
- Produkte mit kindersicherem Verschluss kaufen
- Um Verwechselungen mit Lebensmitteln vorzubeugen, Chemikalien stets in der Originalverpackung aufbewahren und niemals in Getränkeflaschen oder Lebensmittelbehälter umfüllen
- Kinder nicht unbeaufsichtigt in der Nähe von Haushaltschemikalien spielen lassen
- Warn- und Sicherheitshinweise auf der Verpackung berücksichtigen
- Substanzen nach Gebrauch nicht achtlos herumstehen lassen
- Alkohol und Zigaretten für Kinder unzugänglich aufbewahren
In vielen Haushalten werden Alltagschemikalien wie Putz- und Waschmittel, Entkalker, Bastelprodukte oder Schädlingsbekämpfungsmittel in der Küche, im Badezimmer oder im Keller leicht zugänglich aufbewahrt. So finden sich z.B. viele Putzmittel im Schrank unterhalb der Spüle oder auf dem Boden neben der Toilette. Diese bunten Flaschen sind für Kinder besonders attraktiv.
Zu behandlungsbedürftigen Vergiftungen kommt es besonders häufig, wenn Kinder folgende Produkte zu sich nehmen: Abflussreiniger, Backofen-/Grillreiniger, Entkalker, Essigessenz, Steinreiniger oder Schädlingsbekämpfungsmittel.
Tipps
- Reinigungs- und Waschmittel außer Reichweite von Kindern aufbewahren (z.B. in verschließbaren Schränken oder so hoch, dass sie Kleinkinder nicht erreichen) und auf sicheren Verschluss achten
- Putzmittel niemals in Getränkeflaschen oder andere Lebensmittel-Behälter (z.B. Konservengläser) umfüllen (Verwechslungsgefahr!)
- Chlorhaltige Sanitärreiniger niemals mit Säuren (z.B. Essig, saure WC-Reiniger) mischen; dadurch können chemische Reaktionen ausgelöst werden, bei denen giftiges Chlorgas entsteht
- Beim Entkalken von Wasserkochern oder Kaffeemaschinen darauf achten, dass keine entkalkerhaltige Flüssigkeit im Gerät vergessen oder von anderen Personen zum Zubereiten von Getränken verwendet wird. Nach Beendigung des Entkalkungsvorgangs das Gerät mit reichlich Wasser spülen!
Medikamente, die regelmäßig eingenommen werden, liegen oft achtlos auf dem Nachttisch oder auf der Ablage im Badezimmer. Kinder probieren die bunten Pillen, weil sie sie mit Süßigkeiten verwechseln. Im schlimmsten Fall kann es dabei zu schweren Vergiftungen kommen.
Zum Schutz der Kinder ist es notwendig, mit Medikamenten sorgsam umzugehen und ihre Gefährlichkeit zu kennen.
Tipps
- Mit allen Familienangehörigen – auch mit den Kindern selbst – über die Gefährlichkeit von Medikamenten und über den sicheren Umgang sprechen
- Tabletten niemals als „Bonbons“ oder flüssige Medizin nicht als „bunten Saft“ bezeichnen
- Medikamente in einem abschließbaren Schrank lagern
- Medikamente für Kinder haben eine andere Dosierung der Wirkstoffe als die für Erwachsene. Sie sollten getrennt voneinander gelagert werden, um Verwechslungen vorzubeugen
- Arzneimittel, die im Kühlschrank aufbewahrt werden müssen, in schwer zu öffnenden Dosen verstauen
- Bereitgestellte Tabletten oder Tropfen im Wasserglas immer sofort einnehmen
- Medikamente, die nicht mehr benötigt werden, nicht über den Hausmüll entsorgen, sondern in der Apotheke abgeben
- Achten Sie bei der Verabreichung von Medikamenten an Kinder darauf, dass Dosierungsvorschriften eingehalten werden. Medikamente zur äußerlichen Anwendung dürfen nicht eingenommen werden!
Im Außenbereich eines Hauses gibt es zahlreiche Risikofaktoren für Vergiftungsunfälle mit Kindern: giftige Pflanzen und Pilze im Garten oder giftige Substanzen, die bei Gartenfesten und bei der Gartenarbeit verwendet oder in der Garage gelagert werden.
Genauso wie in der Wohnung sollten Eltern diese giftigen Substanzen kennen und ihre Kinder davor schützen.
Grundsätzliche Tipps
- Sie sollten die Pflanzen in Ihrem Garten kennen und um ihre Giftigkeit wissen.
- Pflanzenschutzmittel können hochgiftig sein. In einem Garten, in dem Kleinkinder spielen, sollten sie nicht angewendet und in gar keinem Fall aufbewahrt werden.
- Grillanzünder und Grillreiniger enthalten oft gesundheitsschädliche Stoffe und müssen deshalb, besonders beim Grillfest, für Kinder unzugänglich gelagert werden.
- Auto-Produkte wie Frostschutzmittel, Bremsflüssigkeiten oder Öle sind sehr giftig. NIEMALS UMFÜLLEN! Am besten lassen Sie die Pflegemaßnahmen an der Tankstelle vornehmen und die Produktreste dort entsorgen.
- Nitroverdünner, Lacke, Brennspiritus oder andere Bastel- und Renoviermaterialien sollten für Kinder immer unerreichbar aufbewahrt werden. Vorsicht auch bei kleinen Nägeln oder Muttern.
Schwere Vergiftungen mit Pflanzen kommen äußerst selten vor. In den meisten Fällen treten nach dem Verzehr von Früchten, Blättern oder Blüten entweder überhaupt keine Symptome
oder zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf. Von den Beschwerden kann man aber nur in Ausnahmefällen auf die Art der gegessenen Pflanze schließen. Das typische Beschwerdebild einer Pflanzenvergiftung gibt es äußerst selten.
Zum Schutz Ihres Kindes ist es notwendig, die Giftigkeit einer Pflanze zu kennen!
Tipps
- Entfernen Sie besonders giftige Pflanzen wie Engelstrompete, Dieffenbachia oder den Blauen Eisenhut aus Ihrem Haus, Garten oder Balkon solange Ihr Kind klein ist!
- Wenn Ihr Kind Teile einer Pflanze gegessen hat, sollten Sie sofort ein Giftinformationszentrum anrufen und möglichst unter Nennung des Pflanzennamens nach den jetzt notwendigen Maßnahmen fragen.
- Entfernen Sie Pilze aus Blumentöpfen und Ihrem Garten.
- Lamellenpilze sollten nur von Pilzkundigen gesammelt werden!
- Verzehren Sie keine Pilze, die nicht eindeutig durch einen Pilzkundigen
- oder mit Hilfe eines Buches bestimmt wurden!
Im Frühjahr wird die Gartensaison vorbereitet, im Sommer wird gegrillt und an lauen Abenden sitzen alle gemütlich beisammen. In diesen Situationen kommen oft giftige Substanzen zum Einsatz, vor denen Kinder geschützt werden müssen.
Tipps
- Auf flüssige Grillanzünder verzichten und statt dessen weniger gefährliche feste Grillanzünder verwenden
- Kinder niemals am Grill oder in unmittelbarer Nähe spielen lassen
- Nur genormte Docht- und Zierlampen oder Gartenfackeln verwenden (DIN EN 14059)
- Keine paraffinhaltigen Lampenöle benutzen
- Schädlingsbekämpfungsmittel für Kinder unzugänglich aufbewahren
- Wenn, dann möglichst wenig giftige oder ungiftige Pflanzenschutzmittel verwenden, z.B. Schmierseifenlösung oder Brennnesselsud
In der Garage, der Werkstatt oder im Hobbyraum lagern Chemikalien, die zur alltäglichen Pflege von Autos, Fahrrädern, Gartengeräten oder zur Renovierung benötigt werden und möglicherweise
ätzend oder giftig sind.
Zu Vergiftungen kommt es besonders häufig, wenn Kinder mit folgenden Substanzen in Berührung kommen: Abbeizer, (Wasch-)Benzin, Frostschutzmittel, Scheibenreiniger, alte
(Auto-)Batterien, Farben und Lacke.
Tipps
- Beim Kauf von Chemikalien im Fachhandel beraten lassen
- Giftige Substanzen stets in abschließbaren Schränken aufbewahren
- Angebrochene Substanzen sorgfältig verschließen oder fachgerecht entsorgen
- Kinder nicht unbeaufsichtigt in der Nähe von Chemikalien spielen lassen
Berlin
Telefon 030-19 240
www.giftnotruf.de
Bonn
Telefon 0228-19240
www.gizbonn.de
Erfurt
Telefon 0361-73 07 30
www.ggiz-erfurt.de
Freiburg
Telefon 0761-19240
www.giftberatung.de
Göttingen
Telefon 0551-19 240
www.giz-nord.de
Homburg/Saar
Telefon 06841-19 240
www.uniklinikum-saarland.de/giftzentrale
Mainz
Telefon 06131-19 240
www.giftinfo.uni-mainz.de
München
Telefon 089-19 240
http://www.toxinfo.med.tum.de
Nürnberg
Telefon 0911–398 2451
oder 0911-398 2665
Anlässlich des Kindersicherheitstages 2009 stellt die BAG Mehr Sicherheit für Kinder e.V. zahlreiche Materialien zum Thema Vergiftungen zur Verfügung, die Sie hier downloaden können:
Broschüre "Risiko Vergiftungen im Kindesalter"
Elternbroschüre "Risiko Vergiftungen im Kindesalter" (PDF)
Elternbroschüre in Kooperation von BfR, BAG und Giftnotruf Berlin, 80 Seiten, mit ausführlichen Informationen zu einzelnen Giftstoffen, Tipps und Erste Hilfe-Hinweisen sowie Merkblättern.
Elternflyer zum Thema Vergiftungen
Informationsflyer (PDF)
Informationsflyer für Eltern mit umfassenden Informationen, Anregungen und Tipps
Übersicht über die aktuellen Gefahrensymbole
Gefahrensymbole (PDF)
Bisherige und neue Kennzeichnung gefährlicher Stoffe
Daten und Fakten zum Thema Vergiftungen
Daten und Fakten (PDF)
Daten und Fakten zu Vergiftungsunfällen im Kindesalter
Posterserie zum Thema Vergiftungen
Posterserie zum Thema Vergiftungen (PDF)
Posterserie mit den wichtigsten Informationen und Tipps für Eltern zu Vergiftungen in den häuslichen Bereichen: Bad, Küche, Keller/Garage und Garten
Informationsposter zum Thema Vergiftungen
Informationsposter (PDF)
Informationsposter mit Sicherheitstipps und den regionalen Giftnotrufnummern
Telefonliste Vergiftungszentralen
Vergiftungszentralen in Deutschland (PDF)
Adressen, Telefonnummern und Internetseiten der deutschen Vergiftungszentralen