12.09.2013

NRW: Kompetent in Kindersicherheit

Immer mehr Säuglinge und Kleinkinder müssen nach einem Unfall ins Krankenhaus

Wenn eine Tagesmutter ihre Wohnung für die professionelle Kinderbetreuung einrichtet, achtet sie auf abschließbare Fenstergriffe, gesicherte Steckdosen und altersgerechte, sicherheitsgeprüfte Spielsachen. Wenn eine Hebamme Hausbesuche absolviert, rät sie jungen Müttern, Haushaltsreiniger sicher aufzubewahren oder macht auf herunterhängende Elektrokabel in der Küche aufmerksam.

„Profis wissen um den Umgang mit Gefahrensituationen. Dennoch geschehen zu viele schwere Kinderunfälle in NRW, durch die vor allem kleine Kinder im Krankenhaus behandelt werden müssen. Wir können und müssen noch mehr dagegen unternehmen“, sagt Martina Abel von der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e.V. auf der Fachtagung „NRW: Kompetent in Kindersicherheit“. Die gut besuchte Veranstaltung findet heute mit Unterstützung des Ministeriums für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf statt. Mehr als 100 Teilnehmende aus Jugend- und Gesundheitsämtern sowie aus Verbänden und Vereinen kommen landesweit zusammen, um sich über die Verhütung von Kinderunfällen zu informieren. Die Veranstaltung bildet den Auftakt zu einer Qualifizierungsoffensive in Nordrhein-Westfalen, die allen Berufsgruppen, die mit jungen Familien arbeiten, vertieftes Wissen zur Kindersicherheit bietet.

"Kinder können dann in der Wohnung wirksamer als bisher vor Unfällen geschützt werden, wenn ihre Eltern mehr über Gefahrenpunkte wissen. Oft helfen schon einfache Erkenntnisse. Beispielsweise wenn Eltern klar ist, dass sie Gefahren für ihre Kinder viel besser erkennen können, indem sie versuchen, die Umgebung mit den Augen ihrer Kinder zu betrachten. Ebenso wichtig ist, dass Kinder möglichst frühzeitig lernen, Gefahrenquellen zu erkennen und richtig einzuschätzen", sagt Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen anlässlich der Veranstaltungseröffnung.

Wie notwendig es ist, die Unfallprävention bei Kindern auszuweiten, zeigen die Statistiken: Verletzungen sind der zweithäufigste Grund für die Einweisung von Kindern in ein Krankenhaus, nur Erkrankungen des Atmungssystems kommen öfter vor. 16.257 Kinder unter fünf Jahren mussten in NRW 2011 wegen einer Verletzung oder Vergiftung stationär behandelt werden. Gerade Säuglinge und Kleinkinder sind zunehmend betroffen: Drei Prozent aller Säuglinge und zwei Prozent aller Kleinkinder wurden im Laufe eines Jahres verletzungsbedingt im Krankenhaus aufgenommen.

81 Prozent der Kinder unter einem Jahr bzw. 61 Prozent der Ein- bis Vierjährigen erlitten Kopfverletzungen. Vielfach werden im Krankenhaus auch Verbrennungen und Verbrühungen sowie Vergiftungsunfälle behandelt. Säuglinge und kleine Kinder erleiden die Unfälle in der Regel zu Hause.

2011 kam es in NRW zu 32 tödlichen Unfällen bei Kindern bis zum vierten Lebensjahr. Im gleichen Jahr starben elf Kinder dieser Altersgruppe durch gewaltbedingte Verletzungen. Bei Säuglingen gilt Ersticken als häufigste Unfallursache mit Todesfolge.

Ziel der Tagung ist es, einen Beitrag dazu zu leisten, die Zahl der Unfälle bei Kindern unter drei Jahren zu senken. Dabei geht es insbesondere darum, die Fachöffentlichkeit für Kinderunfälle zu sensibilisieren, das Kernwissen zum Thema Unfallprävention im Kindesalter zusammenzutragen und den Handlungsbedarf aufzuzeigen, die Schnittstellen von Kinderunfallprävention zu anderen Gesundheits-, Bildungs- und Jugendhilfethemen hervorzuheben sowie über Risikogruppen zu informieren, die besondere Unterstützung benötigen.